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28. März 2024

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Die Rhythmen des Lebens

Die Rhythmen des Lebens© OeAW

Forscherin Kristin Tessmar-Raible vom Zentrum für Molekulare Biologie an der Universität Wien erhält den Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

(red/mich) Für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der molekularen Chronobiologie erhält die Wiener Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible den Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Professorin für Chronobiologie am Zentrum für Molekulare Biologie an der Universität Wien wird mit dem ältesten und mit 36.000 Dollar (32.000 Euro) am höchsten dotierten Preis der Akademie ausgezeichnet. Im Rahmen der Festveranstaltung an der ÖAW am 9. März um 17 Uhr gibt Kristin Tessmar-Raible mit ihrem Vortrag über „Die Dekodierung von Zeit durch Organismen“ Einblicke in ihre Arbeit.

Innere Uhr als Taktgeber
Kristin Tessmar-Raible ist den Rhythmen des Lebens auf der Spur. Als Gruppenleiterin an den Max Perutz Labs Vienna von Universität Wien und Medizinischer Universität Wien am Vienna Bio Center erforscht sie mit ihrem Team das molekulare und zelluläre Uhrwerk von Organismen. Dabei geht sie der Frage nach, wie Sonnen- und Mondlicht, aber auch künstliche Lichtquellen Physiologie und Verhalten von Organismen beeinflussen.

Diese chronobiologischen Prozesse untersucht sie am Beispiel des Borstenwurms Platynereis dumerilii, der besonders gut für die mechanistische Untersuchung dieser sogenannten lunaren Rhythmen geeignet ist. Die Forscher konnten in unterschiedlichen Experimenten ein Molekül nachweisen, das zwischen Mond-und Sonnenlicht unterscheiden und Mondphasen dekodieren kann.

Doktorat an Uni Marburg und Postdoc-Ausbildung in Heidelberg
Kristin Tessmar-Raible, geboren 1977 in Görlitz, Deutschland, studierte Biologie an der Universität Heidelberg. Ihr Doktorat schloss sie 2004 an der Universität Marburg ab, ihre Postdoc-Ausbildung absolvierte sie wieder in Heidelberg am European Molecular Biology Laboratory (EMBL). 2008 wechselte sie an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien und übernahm die Leitung einer Forschungsgruppe der Max Perutz Labs.
Von März 2015 bis November 2017 hatte sie eine Berta-Karlik-Professur inne, von 2012 bis 2020 war sie zudem Mitglied der Jungen Akademie der ÖAW. Seit November 2017 ist die mehrfach preisgekrönte Forscherin ordentliche Professorin für Chronobiologie am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien.

Der Ignaz L. Lieben-Preis
Der Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde 1863 gestiftet und nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Renommierte ForscherInnen wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner oder die beiden Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi wurden mit diesem Preis ausgezeichnet. Nach dem sogenannten „Anschluss“ im Jahre 1938 wurde der Ignaz L. Lieben-Preis eingestellt und die Angehörigen der Stifterfamilie von den Nationalsozialisten vertrieben.

Heinrich Lieben, der 1937 den letzten Stifter-Brief unterzeichnet hatte, wurde 1945 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Alfred Bader ermöglichte den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 erstmals wieder auszuschreiben.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 08.03.2022