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20. April 2024

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Das Blasenkarzinom als unterschätzter Krebs

Das Blasenkarzinom als unterschätzter Krebs© Pexels.com/Pixabay

Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste Tumor in der Urologie. An Innsbrucker Uniklinik startet nun neues EU-Projekt „ReDIRECt“ für individuelle Behandlungen im metastasierten Status.

(red/czaak) In Österreich erkranken jährlich etwa 1.600 Menschen an Harnblasenkrebs, drei Viertel aller Neuerkrankungen entfallen auf Männer. Damit ist der Harnblasenkrebs der vierthäufigste Tumor des Mannes und der zwölfthäufigste der Frau. Bei der Behandlung im metastasierten Status wird meist auf Chemotherapie oder Immuntherapie gesetzt. Ein neues EU-Projekt an der Abteilung für Experimentelle Urologie an der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie der Medizinischen Universität Innsbruck soll nun zu Verbesserungen der individuellen Behandlung vor allem im metastasierten Status führen.

Hauptrisikofaktor für Harnblasenkrebs ist das Rauchen
Ein Innsbrucker Forschungsteam unter der Leitung von Zoran Culig und Renate Pichler von der Abteilung für Experimentelle Urologie untersucht gemeinsam mit Teams von der Universität Luxembourg und dem deutschen Unternehmen Mosaiques Möglichkeiten, die Behandlung dieser Krebsart zu personalisieren. Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Harnblasenkrebs ist das Rauchen, für etwa die Hälfte aller Karzinomfälle verantwortlich.

Generell gilt der Harnblasenkrebs nach dem Lungenkrebs als die zweithäufigste Krebserkrankung bei RaucherInnen. In ca. 75 Prozent aller Erstdiagnosen handelt es sich um nicht invasive Tumoren, die organerhaltend therapiert werden können. Allerdings metastasieren 50 Prozent aller lokal begrenzten invasiven Tumoren im Laufe der Zeit trotz radikaler Operation. In diesem metastasierten Zustand ist die Prognose sehr schlecht mit einem medianen Überleben von drei bis sechs Monaten ohne weitere Therapie.

Personalisierte Behandlung durch neues Forschungsprojekt
Eine platinhaltige Chemotherapie bzw. eine Immuntherapie sind der derzeitige Therapiegoldstandard in diesem Status. Hier setzt nun das von EU und Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderte Forschungsprojekt ReDIRECt (=moleculaR-based, Data-driven drug REpurposing for bladder Cancer) an. „Wir untersuchen, welche Krebs-Gene im Gewebe von PatientInnen überexprimiert sind. Diese Onkogene sind mögliche Ziele für die Therapien mit Medikamenten, die derzeit entwickelt bzw. spezifisch eingesetzt werden können“, erklärt Renate Pichler, Urologin an der Innsbruck Uni-Klinik.

In Frage kommende Medikamente werden in Zellkulturen getestet und in weiterer Folge sollen auch in vivo Studien durchgeführt werden. Für die Behandlung des metastasierten bzw. lokal fortgeschrittenen invasiven Blasenkarzinoms stehen etwa eine Chemotherapie oder eine Immunotherapie zur Verfügung. Die Wissenschaftler aus Österreich, Luxemburg und Deutschland wollen nun herausfinden, ob auch eine individuelle, personalisierte Behandlung des Urothelkarzinoms möglich ist. „Dadurch erwarten wir uns die Verbesserung der Lebensqualität und besseres Überleben“, erklärt Zoran Culig von der Abteilung für Experimentelle Urologie der Med Uni Innsbruck.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 24.11.2020