Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

19. März 2024

Search form

Search form

„Nicht Gatekeeper bestimmen den Erfolg, sondern der Markt“

„Nicht Gatekeeper bestimmen den Erfolg, sondern der Markt“© Farbod Sadeghian_artèQ

Neues Kunsthaus artèQ vernetzt und verkauft Digitalwerke auf allen Kanälen. Primär für Künstler und Sammler gedacht, wird von digitaler Produktion der Werke über Website und Social-Media-Auftritte bis zu Verkauf die komplette Wertschöpfungskette geboten.

(Christian Czaak) Das Jahr 2020 war (auch) für den Kunstmarkt eine Zäsur. Bedingt durch die Corona-Pandemie mit dem Wegfall wichtiger Kunstmessen reduzierte sich der globale Gesamtumsatz ggü. 2019 um über 20 Prozent auf, immer noch stolze, 50 Mrd. US$. Parallel bescherte die Pandemie künstlerischen Auftritten in Internet und Social Media enorme Zuwachsraten und die neuen Medien werden immer mehr auch zu einem realen Verkaufskanal (siehe auch Text „Digitale Transformation des Kunstmarktes nimmt Fahrt auf“).

Bis dato wird der globale Kunstmarkt von ein paar wenigen Steakholdern in einem weitegehend abgeschirmten Raum gesteuert. Die Wertschöpfungskette vom Produzenten bzw. Kunstwerk zu Sammlern und punktuell kaufwilligen Kunden im hochpreisigen klassischen Kunstsegment (Malerei, Skulptur, Medienkunst) ist fest in der Hand von maximal 300 Galerien, fünf Auktionshäusern und einer Handvoll Kunstmessen. Über diese drei Vertriebskanäle werden weltweit primär 2.000 vermögende Sammler bedient.

Der abgeschirmte Kunstmarkt versus die Demokratisierung der Kunst
Neue Galerien mit jüngeren, entsprechend noch unbekannteren KünstlerInnen hatten es bis dato extrem schwer hier mitzuspielen. Bei internationalen Auktionen gibt es zumeist hohe Mindestanforderungen bei Preis und Bekanntheit und bei Kunstmessen lassen die von den Top-Galerien oft mitbesetzten Beiräte nur ungern neue Konkurrenten beim Sammlerteich mitfischen.

Das Internet und insbesondere Social Media fördern hier nun neue Vertriebswege und da bekommen diese jungen Galerien und auch die Künstler den direkten und vergleichsweise weitaus kostengünstigeren Kontakt zu Sammlern und kunstaffinen Zielgruppen. Ein weiterer Trend sind digitale Kunstwerke oder digitale Abbilder von analogen Kunstwerken.

Von der analogen in die digitale Welt
Exakt hier setzt nun artèQ an, eine neue Plattform, die für Künstler und Galerien deren Kunstwerke mittels Blockchaintechnologie und sogenannter Non-Fungible Token (NFT) von der analogen in die digitale Welt transferiert – und primär über digitale Vertriebswege dann auch monetarisiert bzw. verkauft.

artèQ übernimmt dabei die komplette creative und technische Aufbereitung und stellt Fotografen, Restauratoren und 3D-Spezialisten (speziell für Skulpturen) für eine optimale digitale Reproduktion zur Verfügung. Die Kunstwerke werden dann vorzugsweise über die eigene Webplattform, über eigene Auktionsformate und über Social Media angeboten.

Unveränderlich und manipulationssicher
Non-Fungible Token (NFT) sind digitale Repräsentationen von Unikaten, deren Authentizität, Einzigartigkeit, Herkunft und Eigentum durch die Blockchain garantiert wird. Mit dem sogenannten “Minting” eines NFT, also der Erschaffung und virtuellen Prägung ähnlich wie bei einer Münze, wird ein digitales Kunstwerk Teil des öffentlich einsehbaren Blockchain-Registers.

Dieses ist unveränderlich und manipulationssicher und bleibt daher bis in alle Ewigkeit bestehen. Um nun Teil des artèQ-Portfolios zu werden, können Künstler ihre Arbeiten hochladen oder einfach direkt von artèQ digitalisieren und in einen NFT verwandeln lassen.

Kostenlose Services für Künstler und keine Kosten für Käufer
Einnahmen aus Verkauf oder auch Tausch der NFT-Kunstwerke sind anschließend direkt mit den Wallets (eine Art digitales Konto) der Eigentümer verknüpft. Die Künstler haben damit immer den Überblick und die Kontrolle über ihr Portfolio und ihren Umsatz. artèQ bietet alle diese Services (inklusive der aufwändigen digitalen Reproduktion) komplett kostenfrei an und erhält erst beim Verkauf eine prozentuelle Kommission von 15 Prozent, sowie von weiteren Verkäufen dann jeweils 10 Prozent.

Für den Käufer fallen bis auf Transferbeträge von max. 100 US$ keine Kosten an, bei klassischen Auktionshäusern sind das vergleichsweise bis zu 30 Prozent vom Kaufpreis des erworbenen Kunstwerks. Da viele Künstler Verträge mit Galerien haben, arbeitet artèQ auch mit diesen zusammen und bei einem Verkauf werden die Erlöse geteilt.

Plattform für analoge Kunst im digitalen Raum
„Meine Vision ist es, mit artèQ den ersten Community-Brand zu schaffen - die internationale Plattform für analoge Kunst im digitalen Raum. Neben Künstlern ebnen wir auch anderen traditionellen Kunstakteuren wie Galerien, Museen und Auktionshäusern den Weg, ihre Sammlungen ebenfalls über NFT zu lancieren“, erläutert Farbod Sadeghian, Gründer von artèQ, gegenüber economy.

Sadeghian ist Kunstmarktexperte sowie Sammler und Eigentümer mehrerer Unternehmen. Dazu gehören insbesondere Digitalunternehmen im Bereich Augmented- & Virtual Reality und Virtual Exhibition. Direkt hinter artèQ stehen seine Unternehmen ThePixelBeat und Digital First GmbH, welche auch als juristischer Träger fungiert.

Der Markt bestimmt den Erfolg
Neben der Digitalisierung und Vermarktung bietet der artèQ Crypto Art Marketplace auch wöchentliche Auktionen, um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Als weiterer Bestandteil der diversen Präsentations- und Vertriebskanäle von artèQ soll die Auktionsplattform „einen demokratischen und sicheren Raum zur Monetarisierung kreativer Arbeit schaffen“, so artèQ-Gründer Sadeghian.

„Hier soll nicht die Selektion durch Gatekeeper und Mittler bestimmen wer Erfolg hat, sondern der Zuspruch des Marktes“, betont Farbod Sadeghian. Angeboten werden auch die bei Sammlern zunehmend beliebten „Private Sales“. Wie bei klassischen Auktionshäusern passiert hier Werkpräsentation und Geschäft im nicht-öffentlichen Rahmen.

NFT erlauben einfache Investitionen in Blue-Chip-Kunstwerke
Die Möglichkeiten von NFT erlauben zudem fraktioniertes Eigentum und machen so auch Blue-Chip-Kunstinvestitionen einfach zugänglich. Schon für den Preis eines günstigen Smartphones, kann man damit etwa ein Stück Warhol erwerben.

„Wir kombinieren unsere Erfahrung im Kunst-, Marketing- und Digitalbereich mit den technologischen Möglichkeiten unserer Zeit. Somit schaffen wir einen inklusiven One-Stop-Artshop, der Künstler, Sammler und Kunstliebhaber zusammenbringt sowie neue Mechanismen und Kanäle für den Verkauf, Erwerb und Tausch von Kunstwerken bietet“, so Sadeghian.

International etablierte Künstler
Aktuell werden 19 internationale KünstlerInnen auf der Website von artèQ präsentiert, darunter der Österreicher Peter Preinsberger, der Iraner Ali Akbar Sadeghi und die ungarisch-iranischstämmige Gizella Varga Sinai. In klassischen Auktionen erzielten Papierarbeiten von Preinsbreger bis zu 1.200 Euro. Diese Ergebnisse aus 2005 liegen allerdings lange zurück.

Ein Digitalwerk von Sadeghi kostet auf artèQ zwischen 8 und 9.000 Euro. Er erzielte 2005 bei klassischen Auktionen schon Preise von 180.000 Euro (inkl. Käuferprovisionen). Sinai wiederum erzielte 2016 bei Auktionen Preise von 12.000 Euro. Auf artèQ kostet ihr Digitalwerk 1.500 Euro.

Social Media Auftritt entscheidend
Gefragt nach den Auswahlkriterien für die KünstlerInnen erklärt Sadeghian, „es müsse ein sichtbares Werk und eine mehrjährige Marktpräsenz mit Ausstellungen geben“ und dazu „möglichst auch einen professionellen Webauftritt“. Autodidakten seien „genauso willkommen wie akademisch gebildete Künstler“. Interessant noch sind Sadeghians Erfahrungen und Empfehlungen beim modernen Kunstmarketing.

„Am wichtigsten ist ein professioneller Social Media Auftritt. Viele Sammler digitaler Medienkunst treffen sich etwa auf Twitter.“ Klassischen Marketingaktivitäten erteilt er eine klare Absage: „Unsere primären Zielgruppen sind die Millenials und die bewegen sich in den Sozialen Medien“. Im nächsten Schritt sollen aber auch klassische (ältere) Sammler angesprochen werden.

Eigene Galerieräumlichkeiten und eigenes Kunstmagazin
„Die Art und Weise, wie Kunst präsentiert und wahrgenommen wird, erobert genauso wie der Schaffungsprozess selbst immer mehr den digitalen Raum. NFT sind die Brücke zwischen der analogen und digitalen Kunstwelt. Wir ermöglichen hier Künstlern, Sammlern und Kunstliebhabern sowie Investoren den Markteintritt und sie profitieren dabei von den besten Marketingstrategien und umfangreichen Netzwerken von artèQ“, ergänzt Farbod Sadeghian.

Neben den digitalen Vertriebswegen und Auktionen soll es auch ein eigenes gedrucktes Magazin geben und dazu regelmäßige Open Space-Veranstaltungen in der eigenen artèQ Galerie im DESIDERIO N°1 in der Wiener Innenstadt. Die erste Informationsveranstaltung mit anschließender Vernissage passiert am Freitag, den 21.05.2021 um 11.00 Uhr in der Johannesgasse 17 in der Wiener City.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 30.04.2021