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19. April 2024

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Massive Geschäftseinbrüche durch Corona

Massive Geschäftseinbrüche durch Corona©Pexels.com/Tengu Jack

Umfragen des Kreditschutzverbandes belegen enorme Belastung der Betriebe. Fast 90 Prozent sind betroffen, über 40 Prozent sehr stark, je kleiner das Unternehmen, um so massiver. Bei Zahlungsmoral besonders Behörden säumig.

(red/czaak) Der aktuelle Austrian Business Check des Kreditschutzverbandes (KSV) von 1870 zeigt massive Auswirkungen der globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise auf die finanzielle Stabilität österreichischer Unternehmen. Neun von zehn Firmen haben mit den Folgen zu kämpfen, 41 Prozent sind „sehr stark“ oder „eher stark“ betroffen. Beim Thema Zahlungsmoral begleichen 23 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen zu spät begleichen (Anm. 16 Prozent Vergleichszeitraum 2019). Dieses Minus geht vor allem auf das Konto der Bundesbehörden und die vielerorts späte Auszahlung etwaiger Förderungen, so der KSV 1870 in einer Aussendung.

Je kleiner Unternehmen, desto größer finanzieller Schaden
Auch für 2021 zeichnen die Unternehmer ein düsteres Bild und erwarten eine gravierende Verschlechterung des heimischen Zahlungsverhaltens. „Wir sprechen aktuell von einer deutlich verschlechterten Geschäftslage für Unternehmen, die zum einen den teils gravierenden Einschränkungen geschuldet, andererseits auch eine Folge der ungewissen Zukunftsperspektive ist“, sagt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

43 Prozent der Kleinstunternehmen (Anm. bis 1 Mio. Umsatz) sehen sich „sehr stark“ oder „stark“ betroffen. Bei den Kleinunternehmen (bis 10 Mio.) sind es 42, bei mittleren mit einem Umsatz bis 50 Mio. sind es 22 und bei Groß-Unternehmen (über 50 Mio. Euro Umsatz) sind es15 Prozent. Besonders hart getroffen von der Pandemie sind die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Gastgewerbe, Hotellerie und Freizeit. Vergleichsweise verschont geblieben sind die Branchen Land/Tiere/Forstwirtschaft und die IT-Dienstleister, so die KSV-Erhebungen.

Rückläufige Umsätze und weniger Investments
Die Covid-19-bedingten Entwicklungen sind auch bei den Umsätzen erkennbar: Quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen verzeichnen 36 Prozent der Betriebe (2019: 14 Prozent) niedrigere Umsätze. Auch die Zahl der Betriebe mit steigenden Umsätzen ist von 46 auf 34 Prozent gesunken. Massiv gelitten hat auch die Investitionsstimmung: Anfang des Jahres wollten 80 Prozent der Betriebe ihr Niveau von 2019 zumindest halten, rund ein Viertel davon sogar erhöhen. Jetzt wollen nur 30 Prozent geplante Investments voll umsetzen, weitere 15 Prozent teilweise und 10 Prozent der Betriebe können keine geplanten Investitionen tätigen.

Bei der Zahlungsmoral gibt es vorab noch geringe Covid-19-bedingte Auswirkungen. Zwar begleichen 23 Prozent (+7 gegenüber 2019) offene Forderungen nicht fristgerecht, parallel dazu erkennen 66 Prozent der Befragten allerdings keine wesentlichen Veränderungen im aktuellen Zahlungsverhalten. Weitere 27 sehen eine leichte Verschlechterung und 7 Prozent sprechen von einer Verbesserung. Und: Privatkunden (Anm. 13 Tage im Schnitt) und Firmenkunden (24) zahlen pünktlicher als Länder (36), Gemeinden (29) und der Bund mit 49 Tagen.

Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zwei Mal jährlich Unternehmen in Österreich zu aktuellen Themen. An der letzten Umfrage im August haben KSV-Angaben zufolge rund 1.200 österreichische Unternehmen teilgenommen.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020