Corona und das Thema Familienplanung
Viele Experten erwarteten während der Covid-Pandemie einen Babyboom. Doch das trat nicht ein. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften untersuchte nun Kinderwunsch und Familienplanung rund um die Corona-Jahre.
(red/mich) Nach dem ersten Frühjahrs-Lockdown durch die Corona-Pandemie erwarteten viele einen entsprechenden Babyboom. Es kam bekanntlich anders. Wie sich Corona auf die Familienplanung im Land ausgewirkt hat, hat nun eine aktuelle Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erhoben. Fast alle Befragten wollen an ihren Familienplänen festhalten, und Frauen verringerten ihren Kinderwunsch tendenziell häufiger als Männer, so die Ergebnisse.
War nun die Pandemie genau der richtige Zeitpunkt, um ein Kind in die Welt zu setzen – oder der falsche? Während viele nach dem ersten Lockdown einen Geburtenzuwachs prophezeiten, blieb die Zahl der Geburten in den meisten mitteleuropäischen Ländern weitgehend stabil. Inwiefern hat Corona die Menschen in Österreich in der mittel- und langfristigen Familienplanung verunsichert? Diese Frage erhebt eine aktuelle Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die jetzt im internationalen Journal Population and Development Review publiziert wurde.
Pandemie hat bescheidene Auswirkungen aufs Kinderkriegen
Basierend auf dem österreichischen Mikrozensus, Angaben zufolge der größten regelmäßig durchgeführten Erhebung in Österreich, untersuchten Forscher vom Institut für Demographie der ÖAW den selbst eingeschätzten Einfluss der Pandemie auf die Familienplanung. Der Fokus richtete sich auf Frauen im Alter von 20-45 Jahren und auf Männer zwischen 20 und 50 Jahren. Mittels einer repräsentativen Umfrage im Herbst 2021 ging der Blick insbesondere auf jene, die ihre Familienplanung vor der Pandemie noch nicht abgeschlossen hatten.
In den Ergebnissen zeigt sich, nur wenige haben ihre Familienplanung aufgrund der Pandemie geändert. Für 92 Prozent der Befragten war Corona kein Grund das Kinderkriegen zu überdenken. Rund sechs Prozent wollen allerdings weniger oder erst später Kinder. Änderungen des Zeitpunkts waren hier häufiger als Änderungen der Kinderzahl. Umgekehrt gab ein Prozent an, aufgrund der Pandemie nun früher oder mehr Kinder bekommen zu wollen, ein Prozent wollte sich nicht genauer äußern.
Frauen ändern ihre Familienpläne eher als Männer
„Die Auswirkungen der Pandemie sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern bestimmte demografische Gruppen ändern ihre allgemeinen Familienpläne eher als andere“, sagt Isabella Buber-Ennser, Demographin an der ÖAW. Weitere Details: Frauen haben ihre Familienpläne aufgrund der Pandemie häufiger negativ verändert: Rund acht Prozent gegenüber fünf Prozent bei den Männern. Zudem haben ältere Befragte ihren Kinderwunsch öfter revidiert als 20- bis 30-Jährige. Bei Befragten mit einem oder mehreren Kindern gerieten die Familienpläne häufiger ins Wanken als bei Kinderlosen.
„Dieses Ergebnis könnte die Tatsache widerspiegeln, dass die zusätzliche Belastung durch die Kinderbetreuung während der Schließung von Schulen und Kindergärten überproportional von Frauen getragen wurde“, ergänzt Bernhard Riederer, Co-Autor der Studie. Langfristig sei zwar zu erwarten, dass sich die von den Befragten angegebenen Veränderungen leicht negativ auf die Geburtenraten auswirken. „Einige planen weniger Kinder und diejenigen, die das Kinderkriegen aufschieben, bekommen am Ende möglicherweise keine weiteren Kinder“, resümieren die ÖAW-Experten.