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22. März 2025

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Österreichische Betriebe und das Thema Digitalisierung

Österreichische Betriebe und das Thema Digitalisierung© Pexels.com/pavel danilyuk

Jeder vierte Mittelstandsbetrieb setzt auf Künstliche Intelligenz. Herausforderung ist die Regulatorik. Vertrauen und Investitionsbereitschaft in Digitalisierung wächst, so neue Erhebung von EY.

(red/czaak) Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und verändert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weltweit. Für den Mittelstand in Österreich stellt sich die Frage, wie digitale Technologien nicht nur genutzt, sondern auch aktiv in das Geschäftsmodell integriert werden können. Digitale Technologien sind zunehmend ein essenzieller Faktor für den unternehmerischen Erfolg.

Derzeit bewerten 64 Prozent der Betriebe ihre Relevanz als groß. Umgekehrt messen rund vier von zehn Unternehmen digitalen Technologien nur eine geringe oder keine Bedeutung bei. „Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, stellt aber auch eine Herausforderung dar, insbesondere für jene Branchen, die ihre Prozesse traditionell weniger stark auf Technologie ausgerichtet haben“, so Christoph Mayer, Partner Cloud Transformation bei EY Österreich.

Jedes vierte Unternehmen setzt bereits auf KI-Anwendungen
Unternehmen, die die Digitalisierung vernachlässigen, laufen Gefahr, gegenüber digitalaffinen Wettbewerbern ins Hintertreffen zu geraten und Innovationspotenziale ungenutzt zu lassen“, betont Mayer, der bei EY auch für die EY Microsoft Service Group verantwortlich ist. Mayer bezieht sich auf die Ergebnisse einer EY-Studie, für die über 500 mittelständische Unternehmen in Österreich befragt wurden.

Ein Viertel der befragten Unternehmen setzt bereits auf KI-Anwendungen, weitere zwölf Prozent planen deren Einführung. Die Mehrheit der Unternehmen (62 Prozent) verzichtet bislang auf den Einsatz von KI und hat auch keine konkreten Pläne, dies zu ändern. Vorreiterbranchen wie Finanz- & andere Dienstleistungen sowie Industrie, die KI-Anwendungen bereits aktiv nutzen, treiben die Entwicklung voran, während der Immobilien- und Bausektor mit einer Nutzungsrate von nur 13 Prozent deutlich hinterherhinkt.

Large Language Models wie OpenAI und Chatbots besonders verbreitet
Bemerkenswert ist, dass etwa jedes achte Unternehmen (12 Prozent) KI bereits strategisch in sein Geschäftsmodell integriert hat, ein Anteil, der in Branchen wie Finanz- & andere Dienstleistungen sogar noch höher ist. Andere Bereiche, wie Transport, Verkehr und Energie agieren hingegen noch zurückhaltend.
Bei den eingesetzten Technologien zeichnen sich deutliche Trends ab: Besonders verbreitet sind Large Language Models wie OpenAI, die von einem Viertel der KI-Anwender:innen genutzt werden. Auch Chatbots, die den Kundenservice optimieren, erfreuen sich mit 25 Prozent großer Beliebtheit. Microsoft Copilot findet bei 21 Prozent Anwendung, während spezialisierte Technologien wie Machine Learning oder Computer Vision bislang nur von einer kleineren Gruppe eingesetzt werden (12 bzw. 6 Prozent).

Keine Auseinandersetzung mit KI-Regulatorik bei großer Mehrheit der Unternehmen
Ein kritischer Punkt bei der Einführung von KI ist die Auseinandersetzung mit regulatorischen Anforderungen. Knapp neun von zehn Unternehmen, die KI nutzen, haben sich noch nicht intensiv mit den gesetzlichen Vorgaben beschäftigt. Lediglich zwölf Prozent setzen sich umfassend mit der Gesetzgebung auseinander. Besonders ausgeprägt ist diese Problematik in Branchen wie Transport und Energie, wo sich nur 37 Prozent überhaupt mit Regulierungsfragen beschäftigen. Im Immobilien- und Bausektor liegt dieser Anteil dagegen bei über drei Viertel. Trotz aller Herausforderungen berichten die meisten Unternehmen, die KI einsetzen, von positiven Erfahrungen.

Über 70 Prozent der Nutzer:innen geben an, dass KI-Anwendungen ihre Arbeit erleichtert oder sogar verbessert haben. Nur ein schwindend geringer Anteil von zwei Prozent äußert sehr negative Auswirkungen. Das zeigt, dass KI nicht nur als technologische Errungenschaft betrachtet wird, sondern auch konkrete Vorteile für den Arbeitsalltag bieten kann. Während knapp drei von zehn Unternehmen mit Personaleinsparungen rechnen, gehen die meisten Betriebe davon aus, dass das nicht der Fall sein wird. Besonders Industrie und Energie sehen hier Einsparungspotenzial, während Tourismus und Soziales, Wissenschaft, Bildung eher skeptisch bleiben.

Vertrauen in Digitalisierung wächst
Drei Viertel der befragten Unternehmen sieht in der fortschreitenden Digitalisierung eine Chance. Nur sieben Prozent betrachten sie als Bedrohung – ein klares Zeichen für das Vertrauen in die digitale Transformation. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Optimist:innen gegenüber Jahresbeginn 2024 um zehn Prozentpunkte gestiegen ist. Diese Entwicklung zeigt, dass viele Unternehmen zunehmend die Möglichkeiten der Digitalisierung erkennen und nutzen.

Die Einschätzungen variieren jedoch je nach Branche und Unternehmensgröße: So sehen beispielsweise Handel & Konsumgüter sowie Immobilien & Baugewerbe mit 79 Prozent die Digitalisierung besonders positiv. Auch größere Unternehmen mit einem Umsatz von über 30 Millionen Euro teilen diesen Optimismus (78 Prozent). Dagegen betrachten soziale Einrichtungen, Wissenschaft und Bildung die Digitalisierung eher kritisch.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.03.2025