„Dominanz der US-Digitalkonzerne besorgniserregend!“

Analyse der 1.000 umsatzstärksten Unternehmen. USA und Asien schafften Umsatzwachstum. US-Digitalkonzerne dominieren. Europas Top-Betriebe schrumpften. OMV und voestalpine schaffen Platzierung.
(red/czaak) Für das Jahr 2024 sind Konzerne aus den USA und Asien in punkto Umsatz- und Gewinnwachstum weltweit führend: Während die größten nordamerikanischen Unternehmen ihren Umsatz insgesamt um 4,5 Prozent steigern konnten und Asiens Großunternehmen ein Plus von 3,2 Prozent schafften, verzeichneten die europäischen Top-Unternehmen zusammen ein Umsatzminus von 1,1 Prozent.
Auch bei der Gewinnentwicklung verlieren Europas Top-Konzerne zunehmend den Anschluss. Sie mussten im Jahr 2024 einen Rückgang des operativen Gewinns um 6,5 Prozent hinnehmen. Die US- und asiatischen Konzerne legten mit plus acht bzw. plus 19 Prozent vergleichsweise kräftig zu. Gemessen am Umsatz finden sich mit OMV (Platz 270) und voestalpine (569) auch zwei Vertreter aus Österreich unter den Top-1.000-Unternehmen der Welt.
US-Regulatorien spitzen Lage zu
Das sind Ergebnisse einer Studie von EY, für die die Bilanzen der jeweils 1.000 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt (ohne Banken und Versicherungen) analysiert wurden. „Die wirtschaftliche Lage Europas ist und verschärft sich besorgniserregend weiter. Während US-Konzerne stark gewachsen sind und ihre Gewinne steigern konnten, geraten europäische Unternehmen zunehmend unter Druck. Europas traditionelle Stärke in der Industrie wird aktuell zur Herausforderung, da klassische Branchen wie die Automobilindustrie eine tiefgreifende Transformation durchlaufen“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich.
„In dieser ohnehin schwierigen Situation verschärft die chaotische US-Zollpolitik die Lage weiter. Unternehmen verschieben Investitionen, agieren vorsichtiger und reduzieren Kosten. Doch ohne klare Planbarkeit sind ihre Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt“, so Reimoser weiter. Und: „Besonders besorgniserregend ist die Dominanz der US-Technologiekonzerne. Europäische Unternehmen haben diesen marktbeherrschenden und umsatzstarken US-Tech-Giganten wenig entgegenzusetzen“, betont der EY-Experte.
Die Kluft wird sich im laufenden Jahr weiter vergrößern
Aus seiner Sicht kann „nur eine Handvoll europäischer Firmen im Technologiebereich auf globaler Ebene mithalten“. Während Industrieunternehmen unter Zöllen, Handelsbeschränkungen und gestörten Lieferketten leiden, „verzeichnen Digitalkonzerne Rekordgewinne und investieren Milliarden in Innovation“.
„Die Kluft wird sich im laufenden Jahr weiter vergrößern“, unterstreicht Reimoser. Die Technologieunternehmen im Top-1.000-Ranking verzeichneten im vergangenen Jahr ein Gewinnwachstum von 28 Prozent – die Autoindustrie hingegen ein Minus von neun Prozent, die chemische Industrie gar um elf Prozent.
Höchste Gewinne für Saudi-Aramco und Apple
Sieben der zehn Unternehmen mit dem höchsten operativen Gewinn haben ihren Sitz in den USA. Mit umgerechnet 191 Milliarden Euro war allerdings der saudische Ölkonzern Saudi Aramco das bestverdienende Unternehmen der Welt – vor Apple (114 Milliarden Euro) und der Google-Muttergesellschaft Alphabet (104 Milliarden Euro).
Das gewinnstärkste europäische Unternehmen war im vergangenen Jahr der Ölkonzern Shell auf Rang 13 im weltweiten Gewinnranking. Die Pharmabranche wies mit 16,5 Prozent die höchste Gewinnmarge auf. Auf dem zweiten Platz folgen Energieversorger (rund 16 Prozent) und die Kommunikations-/Medienbranche mit 15 Prozent. Die niedrigste Marge erzielte die Automobilindustrie mit rund sechs Prozent.