Nachhaltigkeit und Klimaneutralität in Österreichs Betrieben
Zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen ohne entsprechende Strategie. Aufholbedarf besonders in Branchen Transport, Immobilien und Bauwirtschaft. Zuletzt mehr Maßnahmen, so aktuelle Studie von EY.
(red/czaak) Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Die Mehrheit der heimischen mittelständischen Unternehmen hat allerdings immer noch keine fundierte Nachhaltigkeits- oder Klimastrategie, so eine aktuelle Studie der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY Österreich. Aktuell verfügen 37 Prozent der Unternehmen über eine solche Strategie und rund ein Viertel plant diese in den nächsten zwei Jahren.
Mehr als ein Drittel der Unternehmen, die im Moment keine Nachhaltigkeits- oder Klimastrategie haben, plant auch nicht, innerhalb der kommenden zwei Jahre eine solche auszuarbeiten, als weitere Ergebnisse der Studie „Nachhaltigkeit und Klima in Österreichs Unternehmen“, wo österreichweit über 600 ManagerInnen von mittelständischen Unternehmen (30 bis 2.000 MA) befragt wurden.
Nachhaltigkeit als wirtschaftspolitischer Megatrend
„Mehrheitlich herrscht nach wie vor ein strategisches Vakuum. Das gefährdet die Erreichung der österreichischen und EU-weiten Nachhaltigkeits- und Klimaziele und die Chance, als Wirtschaftsstandort künftige Wachstumspotenziale zu nutzen. Nachhaltigkeit ist der bestimmende Megatrend des 21. Jahrhunderts“, unterstreicht Martin Unger von EY.
„Aufholbedarf gibt es in allen Branchen – besonders in sehr CO2-intensiven Wirtschaftszweigen wie Transport sowie Immobilien- und Baubranche. Hier liegt der Anteil jener Unternehmen, die aktuell über eine schriftliche Nachhaltigkeits- und Klimastrategie verfügen, sogar unter dem Durchschnitt“, so Unger.
Klimaneutralität rückt in weite Ferne
Handlungsbedarf gibt es auch bei den Maßnahmenplänen zur Erreichung der Klimaneutralität. Zwei von fünf Unternehmen verfügen aktuell über keinen Maßnahmenplan und planen auch keinen. Zehn Prozent der befragten Betriebe sind nach eigenen Angaben bereits klimaneutral, jeder sechste (16) will das noch vor 2040 sein. Insgesamt ist hier nur ein Drittel der mittelständischen Betriebe gut aufgestellt: 16 Prozent haben bereits einen Maßnahmenplan, 19 Prozent entwickeln gerade einen.
„Ohne konkreten Maßnahmenplan in jedem einzelnen österreichischen Betrieb ist ein klimaneutrales Österreich bis 2040 nicht erreichbar“, erklärt Georg Rogl von EY Österreich. „Langfristig werden Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen deutlich mehr Zuspruch seitens der Gesellschaft erhalten – und damit auch profitabler sein. Genau dafür braucht es Nachhaltigkeitsstrategien, genau dafür braucht es Maßnahmenpläne“, betont EY-Kollege Martin Unger.
Nur mehr 14 Prozent setzen gar keine Maßnahmen
Es gibt aber auch Unternehmen, die vermehrt Maßnahmen gegen den Klimawandel setzen. Dazu gehören etwa Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitenden (57 Prozent, Vorjahr: 39), Energie aus erneuerbaren Quellen (48, Vorjahr: 20) sowie Nachhaltigkeitsaspekte bei Investitionsentscheidungen (45, Vorjahr: 26) und die Ökologisierung des Fuhrparks (40 Prozent, Vorjahr: 28 Prozent).
„Populärere Maßnahmen ziehen sicher auch auf die Reduktion von Energiekosten ab. Thema sind aber auch Investitionen in Forschung zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks in Wertschöpfungsprozessen, was mittlerweile immerhin mehr als ein Fünftel der Unternehmen umsetzen“, so Rogl. Und: Gar keine Maßnahmen gegen den Klimawandel erlauben sich mittlerweile nur mehr die Minderheit der Unternehmen (14 Prozent, Vorjahr: 31 Prozent).
Gefahren des Klimawandels für Geschäftsmodelle
Im Vergleich zu den Vorjahren ist zudem das Risikoempfinden im Hinblick auf den Klimawandel deutlich gestiegen: 29 Prozent (Vorjahr: 18) der österreichischen Betriebe sehen im Klimawandel ein Risiko für ihr Geschäftsmodell. Genauso viele Betriebe (29) erkennen im Klimawandel hingegen eine Chance – hier ist der Anteil deutlich gesunken (Vorjahr: 47 Prozent).
„Wir müssen Nachhaltigkeit als Chance begreifen – nur so können wir den Raum für die notwendigen Innovationen und Technologien schaffen. Nachhaltiges Wirtschaften birgt große Potenziale für den Wirtschaftsstandort Österreich und für Europa. Wir können hier eine echte Vorreiterrolle einnehmen“, resümiert Unger. „Wichtig ist zudem, dass regulatorische Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen dürfen. Das wäre der falsche Weg - es braucht Anreize, diesen Weg hin zur Nachhaltigkeit zu gehen.“