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23. April 2025

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Zu wenige Gründerinnen

Zu wenige Gründerinnen© Pexels.com/gab lopez

Nur vier von 134 Start-Ups mit einer Finanzierungsrunde in 2024 hatten ein rein weibliches Grundungsteam. Zahl der Finanzierungsrunden und Volumen das dritte Jahr in Folge rückläufig, so neue Erhebung von Female Founders, Fund F und den Beratern von EY.

(red/czaak) Der „Gender Investment Gap“ war 2024 in Österreich weiterhin groß: Nur 35 der 313 Gründer:innen von österreichischen Start-Ups, die 2024 ein Investment erhielten, sind Frauen. Das entspricht einer Frauenquote von elf Prozent (278 Personen männlich). Österreich liegt damit im Mittelfeld des DACH-Raums – in der Schweiz liegt der Anteil der Gründerinnen bei 14 Prozent, in Deutschland leicht unter Österreich bei gerundet elf Prozent.

Der dritte Rückgang in Folge
Das sind Ergebnisse des Female Start-Up Funding Index 2024 von Female Founders, Fund F und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.„Dass wir noch einen weiten Weg in der Start-Up-Szene vor uns haben, um den Gender Investment Gap zu schließen, liegt klar auf der Hand. Aber eine leichte Verbesserung ist erkennbar: Die Gründungsquote von Frauen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen und das spiegelt sich auch in den Finanzierungen wider“, so Florian Haas, Head of Start-Up bei EY Österreich.

Die Zahl der Finanzierungsrunden ging 2024 gegenüber der Rekordzahl des Vorjahres um 19 Prozent bzw. 35 Abschlüsse zurück. In Summe waren es mit 149 Deals, ein ähnlich hohes Niveau wie in den Jahren 2020 und 2022. Der Gesamtwert dieser Investitionen sank gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent bzw. 117 Millionen Euro von 695 auf 578 Millionen Euro: Das bedeutet den dritten Rückgang gegenüber dem Vorjahr in Folge und den niedrigsten Wert seit 2020.Das höchste Finanzierungsvolumen wurde mit gut 1,23 Milliarden Euro im Jahr 2021 realisiert, allerdings wurden seinerzeit vier Abschlüsse im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen Euro erreicht.

Risikokapital und Zahl der Finanzierungsrunden rückläufig
2024 wurde kein einziger Abschluss in dieser Größenordnung verzeichnet. „Was man im vergangenen Jahr vielfach gespürt und aus der Start-Up-Szene gehört hat, zeigt sich jetzt in den Zahlen: Es war ein immens schwieriges Jahr für alle Start-Ups und Scale-Ups, besonders was das Thema Fundraising betrifft. Ich fürchte, dass wir die Konsequenzen daraus erst in diesem Jahr wirklich sehen werden und frühestens 2026 hoffentlich eine Trendumkehr passiert“, so Lisa-Marie Fassl, Managing Partner Fund F.

Während Risikokapital und Zahl der Finanzierungsrunden rückläufig waren, lässt ein Blick in die Zusammensetzung der Gründungsteams einen kleinen Anstieg bei der Geschlechtervielfalt erkennen: Vier der 134 österreichischen Start-Ups (HeldYn, Matr, myBios und Vienna Textile Lab) mit mindestens einer Finanzierungsrunde 2024, hatten ein ausschließlich weiblich besetztes Gründungsteam. Weitere 28 Start-Ups mit mindestens einer Finanzierungsrunde 2024 hatten zumindest eine Frau im Gründungsteam. Final sind das 21 Prozent an gemischten Teams im Jahre 2024 und ein deutliches Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Mit kleinen Schritten in Richtung Diversität
In der Schweiz lag der Anteil weiblicher Gründerinnen in den Gründungsteams der Start-Ups mit mindestens einer Finanzierungsrunde bei 14 Prozent. Das ist der höchste Wert, unter den insgesamt gezählten 921 Gründer:innen befanden sich 131 Frauen. Wie auch in Österreich hatte jedes vierte Schweizer Gründerteam mindestens eine Frau an Bord. In Deutschland liegt der Anteil weiblicher Gründerinnen mit rund 11 Prozent am niedrigsten. Unter den insgesamt gezählten 1.703 Gründer:innen befinden sich 181 Frauen; zudem haben nur 21 Prozent der Gründungsteams mindestens eine Frau an Bord.

Rein weibliche Gründungsteams bleiben in Österreich weiter am rarsten: Über drei Viertel der Founding Teams in 102 Start-Ups waren 2024 rein männlich besetzt, 2023 waren es mit 84 Prozent jedoch noch deutlich mehr rein männliche Founding Teams. „Die heimische Start-Up-Szene bewegt sich mit kleinen Schritten in Richtung Diversität. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir gemischte Founding Teams fördern, weil Vielfalt in der Gründungsperspektive Innovation und neue Lösungsansätze vorantreibt“, ergänzt Haas von EY.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.03.2025