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19. März 2024

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Von mehreren Tagen auf wenige Sekunden

Von mehreren Tagen auf wenige Sekunden© Bilderbox.com

Erste Group und Asfinag setzen erstmals in Europa Kapitalmarktemission mittels Blockchain um und binden dabei auch zahlreiche institutionelle Investoren mit ein.

Erste Group und Asfinag haben die europaweit erste komplett digital abgewickelte Emission eines Schuldscheindarlehens über eine Blockchain-Plattform erfolgreich durchgeführt. Die Emission mit einem Volumen von 20 Mio. Euro durch die Asfinag passierte auf der neu entwickelten Plattform der Erste Group.
Die Anwendung der Blockchain-Technologie bedeutet für Emittenten und Investoren erhöhte Effizienz, mehr Transparenz und weniger operationelles Risiko. Die Plattform erlaubt Schuldscheindarlehen und ähnliche Kapitalmarktprodukte sowohl für emittierende Unternehmen als auch für institutionelle Investoren leichter zugänglich und effizienter in der Abwicklung zu gestalten. Die aktuelle Emission wurde etwa von der Wiener Städtischen Versicherung, der Donau Versicherung sowie von der Hypo Vorarlberg gezeichnet.

Digitale Emissionsplattform ohne papierbasierte Prozesse
Dabei kam erstmals die von der Erste Group entwickelte digitale Emissionsplattform zur Anwendung, die auf Hyperledger Fabric – der von der Linux Foundation geschaffenen Blockchain-Lösung für Unternehmen – basiert (economy berichtete). Sämtliche mit der Emission verbundenen Abläufe wurden auf der Permissioned Blockchain-Plattform der Erste Group digital abgewickelt - ohne parallel dazu stattfindende herkömmliche Prozesse, die eine papierbasierte Dokumentation und physische Unterschriften erfordern würden.
Diese Permissioned Blockchain-Plattform ist eine nicht-öffentliche Plattform, auf der alle Benutzer und Komponenten bekannte Identitäten haben. Damit waren die Asfinag als Emittent, die Erste Group als Lead Arranger und Investoren wie die Wiener Städtische Versicherung, die DONAU Versicherung oder die Hypo Vorarlberg in der Lage, den gesamten Emissionsprozess mit Vertrieb, Zuteilung und Ausfertigung der Vereinbarung über das Schuldscheindarlehen von Anfang bis Ende digital abzuwickeln.

Beteiligte Unternehmen kommentieren erste Blockchain-Emission
„Als einer der führenden Infrastrukturanbieter Europas setzen wir natürlich bei Bau, Betrieb und Maut auch auf neue Technologien. Wir nützen die Chancen der Digitalisierung – jetzt auch bei der Finanzierung“, so die Asfinag-Vorstandsdirektoren Karin Zipperer und Klaus Schierhackl. „Wichtig bei der Blockchain-Technologie ist für uns absolute Sicherheit. Davon konnten wir uns überzeugen. Daher sind wir mit an Bord“, unterstreichen Schierhackl und Zipperer.
„Für uns ist die Transaktion ein weiterer Schritt in unserer Digitalisierungsoffensive. Wir sehen in der zukunftsweisenden Blockchain-Technologie die Möglichkeit, unsere Veranlagung noch rascher und transparenter umzusetzen“, sagt Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung. „Sehr wichtig ist uns dabei, dass die höchsten Sicherheitsstandards einhalten werden“, betont Dornaus.
 
„Als Versicherer investieren wir in solide Unternehmen, stärken damit den Standort Österreich und schaffen Mehrwert für unsere Kunden. Die fehlerfreie und reibungslose Abwicklung ist dabei besonders wichtig“, unterstreicht auch Reinhard Gojer, Vorstand der Donau Versicherung. „Wir nutzen die Digitalisierung, um Prozesse schlank und effizient zu gestalten. Die Blockchain-Technologie ist dabei zukunftsweisend“, so Gojer.
„Die Blockchain-Technologie ist ein zukunftsweisender Weg in die digitale Ökonomie mit großen Chancen für die Automatisierung, Potential zur Effizienzsteigerungen von Prozessen und Sicherheit von Geschäftsabschlüssen“, erläutert Michel Haller, Vorstandsvorsitzender der Hypo Vorarlberg. „Wir erwarten, dass in Zukunft viele Arten von Dienstleistungsgeschäften auf diese Art und Weise abgewickelt werden“, ergänzt Haller.
 
Erste setzt auf offene Struktur für weitere Banken und Plattformen
Durch Anwendung von Blockchain-Technologien können die bei der Erstellung und Ausfertigung der Transaktionsdokumente anfallenden Arbeitsschritte, deren Ausführung mit dem herkömmlichen papierbasierten Prozess bei der Emission von Schuldscheindarlehen sonst mehrere Tage in Anspruch nimmt, nun in wenigen Sekunden erledigt werden. Während der sonst übliche Verwaltungsaufwand massiv reduziert werden kann, bildet die Plattform dank Blockchain-Technologien den Emissionsprozess zur Gänze ab. Darüber hinaus hat die Erste Group die Plattform so strukturiert, dass ihre offene Architektur die zukünftige Integration von weiteren Banken und Plattformen ermöglicht.
Bei Blockchains handelt sich um eine neue Art der Speicherung von nicht mehr änderbaren Datentransaktionen auf verteilten Computern, die durch kryptographische Verfahren abgesichert werden. Zu Beginn jeder Blockchain steht ein Netzwerk, dessen Mitglieder untereinander verbunden sind und auf sichere Art Werte über das Internet austauschen. Da alle Transaktionen durch ein im Vorhinein vereinbartes Konsensverfahren bestätigt werden, ist das System darüber hinaus in allen einzelnen Schritten transparent und nachvollziehbar.
Die von der Erste Group für ihre Schuldscheindarlehen-Plattform entwickelte Blockchain-Implementierung baut auf Hyperledger Fabric der Linux Foundation auf, das für die Abwicklung von Smart Contracts („Chaincode“), welche die Applikationslogik des Systems beinhalten, eine sogenannte Container-Technologie einsetzt. Juristisch wurde die Erste Group in Zusammenhang mit den hier erstmals zum Einsatz gekommenen Blockchain-basierten Prozessen von Wolf Theiss beraten. Das Beratungsunternehmen d-fine stand der Erste Group bei der Konzeption und Implementierung der Blockchain-Plattform zur Seite.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 30.10.2018